Rettung des eingebildeten Kranken

Am 23.11.2017 feierte DER EINGEBILDETE KRANKE von Molière in einer Übersetzung und freien Bearbeitung von Volker Lechtenbrink am Ernst Deutsch Theater in Hamburg Premiere. Die Inszenierung von Volker Lechtenbrink, der auch die Hauptfigur Argan spielen sollte, stand auf der Kippe, als dieser zwei Wochen vor der Premiere erkrankte. Doch das Theater bewies Zusammenhalt und Ideenreichtum und fand schnell eine Lösung. Der Regisseur Wolf-Dietrich Sprenger brachte die Inszenierung zu Ende und setzte Jonas Minthe, der ursprünglich in der Rolle des Cléante besetzt war, als Argan ein.

Dabei gewann die Inszenierung an neuen Aspekten: Wolf-Dietrich Sprenger brachte seine komödiantische Erfahrung mit ein und Jonas Minthe bewies, dass er auch als junger Schauspieler die Rolle des alten Hypochonders Argan glaubwürdig spielen kann.

Jonas Minthe ist es schließlich auch, der in durchweg allen Kritiken hochgelobt wird. Er brilliert sowohl an ernsten, als auch an komödiantischen Stellen und konnte so Zuschauer und Kritiker im Sturm erobern. Auch Jessica Kosmalla, die das kluge und widerspenstige Dienstmädchen Toinette spielt, die den eingebildeten Kranken schließlich überlistet, wird an vielen Stellen gelobt.

Das Bühnenbild von Achim Römers und die Kostüme von Nini von Selzam sind klassisch gehalten, arbeiten aber auch mit übertriebenen bis komischen Elementen.

Dem Theater gelingt das Porträt eines ungewollt komischen Hypochonders, der in seiner Selbstbezogenheit immer mehr vereinsamt. Der Grat zwischen Tragik und Komik ist wie so oft schmal. In einer Kritik von Welt N24 erhält Argan folgendes Attest: "Umweht von dröhnenden Flatulenzen, quengelig, kindisch gutgläubig, ungerecht, größenwahnsinnig und jämmerlich zugleich kann den nur eine Intrige heilen."

© Oliver Fantitsch
© Oliver Fantitsch