Shakespeare-Übersetzer Hermann Motschach gestorben

Mit großer Trauer erfüllt uns die Nachricht, dass unser Autor und Übersetzer Hermann Motschach im Alter von 90 Jahren am 30. Oktober 2016 in Hamburg gestorben ist.

Als Schauspieler prägten den jungen Hermann Motschenbacher, der 1926 in Bamberg geboren wurde, insbesondere die Jahre am Deutschen Theater Göttingen unter Heinz Hilpert. Zuvor hatte er als Darsteller in Tübingen, Kassel und Koblenz gearbeitet und als Schauspielschüler die Deutsche Schauspielschule München unter Martin Hellberg besucht. Letzterer gab auch dem jungen Motschenbacher den Künstlernamen Motschach (gleich dem Wirt in ANATEVKA). „Der Motschach ist ein fabelhafter Schauspieler. – Der macht die kleinste Rolle lebendig.“, soll Heinz Hilpert gesagt haben. Und so blieben Hermann Motschach zu Beginn auch die kleinen Rollen, die er allerdings mit großem Erfolg verkörperte. Später, als er Engagements in Freiburg, Dortmund, Essen und Mannheim bekam, wurden die Rollen größer. Doch haderte er mit dem so stark politisierten Theater der 70er Jahre, mit dem er wenig anzufangen wusste. Da war es Glück und Segen zugleich, dass der Südwestfunk fast zur selben Zeit wie einige freie Tourneetheater-Truppen auf Hermann Motschach zukamen und um Hörspielfassungen wie Übersetzungen baten. Später sagte Motschach von sich selbst, dass er den Umweg über die Schauspielerei hin zu seiner schriftstellerischen Arbeit gebraucht hätte, um zu erkennen „wie ein Text beschaffen sein muß, damit Schauspieler in ihm leben können.“ Und so sind die unzähligen Hörspielstunden, die Motschach produzierte, und seine Übersetzungen geprägt von einem trockenen aber nicht staubigen, sondern klaren und packenden Duktus. Die Texte sind für den praktischen Gebrauch entworfen und den Schauspielern wahrhaft auf den Leib geschnitten. „Shakespeare hat fürs Theater geschrieben, nicht für die Philologen“, so Motschachs Credo. Nur wenige Übersetzer übertragen so nüchtern und unprätentiös und doch gewitzt das Original ins Deutsche. Die verklausulierte und stockende Hochsprache vermied Motschach, viel wichtiger war ihm, eine verständliche und spielbare Bearbeitung zu schaffen. „Überall da, wo mir für ein prächtiges Shakespearewort die hochdeutsche Entsprechung fehlte, wo ich hätte umschreiben müssen, fand ich den deckungsgleichen Ausdruck in den Mundarten, in der Volkssprache, und sie zu benutzen, scheue ich mich um so weniger, als ich mich dabei auf die Besten unserer Literatur berufen kann, von Goethe über Lessing bis Brecht.“ Mit 23 Bühnenwerken hat Hermann Motschach fast zwei Drittel des dramatischen Gesamtwerks Shakespeares übertragen – und das mit anhaltendem Erfolg: Immer noch werden seine Übersetzungen gerne gelesen und erfolgreich gespielt. Die zweimalige Auszeichnung mit dem Kurt Laßwitz Preis für deutschsprachige Science-Fiction Literatur (1989 und 1991) zeigt zudem die enorme Bandbreite des Schaffens Hermann Motschachs. Nach Stationen in Bamberg und Koblenz, wohnte er bis zuletzt in Hamburg. Mit Hermann Motschach ist ein kluger Autor, ein sprachgewaltiger Übersetzer und ein großer Theatermensch von uns gegangen. Unser Mitgefühl gilt seinen Hinterbliebenen. Wir werden das Andenken an ihn und sein Schaffen hochhalten und seine Werke weiter gewissenhaft verwalten.